Jeden Samstag ist bei uns Dusch- oder Badezeit (zwischendrin natürlich auch bei Bedarf, aber der Samstag ist fest). K1 hasst es, egal was wir versuchen. Duschen, baden, kleine Wanne, große Wanne, allein oder mit uns zusammen, mit Spielzeug, selber einseifen… Als es neulich überraschender Weise mal total super klappte, war ich so stolz auf ihn, dass ich ihn belohnen wollte. Wir haben verschiedene Sanduhren, die grüne mit 30 Minuten darf er nachmittags zum Tablet schauen haben. Also zückte ich spontan die gelbe mit 15 Minuten und erlaubte ihm eine zusätzliche Tabletzeit, weil er so toll mitgemacht hatte. Das fühlte sich gut an. Man soll ja schließlich dafür belohnt werden, wenn man etwas gut macht!
Und dann kam heute. K1 schrie das ganze Haus zusammen, als wir nur das Wort „duschen“ erwähnten. Ich versuchte, ihm liebevoll zu erklären, dass doch die tolle gelbe Sanduhr warte, wenn er wieder so toll mitmachen würde. Das Geschrei wurde leiser, er stapfte direkt los ins Bad. Puh, wirklich klasse Idee mit der Sanduhr! Wenn das jetzt immer so gut klappt, ersparen wir uns so viel Nerverei!
Aber im Bad ging es wieder los. Er weinte und konnte nicht mal sagen, warum. Da wurde ich langsam wütend. Wie undankbar! Ich bot ihm zusätzliche Tabletzeit und er weinte trotzdem! Ich hörte mich Sätze sagen wie „Denk dran, die Sanduhr gibt es nur, wenn das ohne Geschrei klappt!“ und „Letzte Chance jetzt, sonst gibt es KEINE SANDUHR!“ Hatte ich wirklich geglaubt, dass ihn das besänftigen würde? Natürlich geschah genau das Gegenteil und K1 kreischte und tobte wie irre. Na gut, dann muss man halt konsequent sein, man kann ihm ja nicht alles durchgehen lassen. „Ok, dann wars das jetzt, kein Tablet gucken nachher!“, sagte ich mit strafendem Unterton. Das Geschrei mussten wir jetzt halt ertragen, aber er muss doch lernen, was Konsequenzen sind.
Ja, ich habe viel zu spät erkannt, was da passiert ist. Als ich später im Auto auf dem Weg zum Einkaufen war, begriff ich es und die Tränen liefen. Das war keine Konsequenz, das war eine Strafe.
Eine Strafe, weil er nicht gegen sein eigenes Gefühl des Unbehagens ankam. Eine Strafe, weil er sich nicht verstellen konnte wie wir Erwachsenen es oft tun. Ich wollte nie so sein. Meine Kinder sollten immer sein dürfen, wie sie sind und fühlen dürfen, wie sie fühlen. Und doch bin ich in dem Moment zu schwach gewesen, gegen die innere Stimme anzukommen, die rief: „Lass ihm das nicht durchgehen!“ Ich kann es nicht wieder rückgängig machen, aber fürs nächste Mal lernen. Wie genau das aussehen soll, weiß ich noch nicht, aber hoffentlich mit genug Kraft zur Gegenwehr gegen die alten Muster.