Was ist eigentlich „normal“?

Neulich rutschte ich auf Twitter in eine Diskussion darüber, wie lange das Schlafen im Familienbett eigentlich noch „normal“ sei. Aber was ist denn eigentlich „normal“? Passend dazu sagte meine Mutter gestern zu mir, es sei doch nicht normal, dass ich meinen Mann auf der Arbeit anrufe, um ihn zu informieren, dass ich unser (!) Kind aus dem Kindergarten abholen muss. Aber wer definiert „normal“? Warum muss alles immer einen Stempel tragen? Was für den einen normal ist, ist für den anderen komisch. Na und? Wir Menschen sind Individuen und das Leben ist nicht schwarz-weiß. Und so hat dieser „Normal“-Stempel auch für mich direkt etwas Wertendes, Kritisierendes. Und er verunsichert! Wer bekommt schon gerne zu hören, mit ihm oder seinem Kind stimme etwas nicht?

Natürlich gibt es immer Fälle, bei denen genauer hingeschaut werden muss. Ich habe aber das Gefühl, dass diese Wertung und Kritik immer schlimmer wird. Jeder, der etwas anders macht als man selbst, wird ganz genau beobachtet. Warum erheben sich die Leute über andere? Suchen sie eigentlich selbst nur nach Bestätigung? Brauchen Sie das für ihr Selbstwertgefühl?

„Bist du dir wirklich sicher?“

„Ach, SO machst du das? Hm…“

„Meinst du nicht, das sollte man mal untersuchen lassen?“

Und es ist nicht nur verunsichernd, es ist oftmals auch schlichtweg übergriffig. Lassen wir die begründeten Fälle, in denen es natürlich richtig und wichtig ist, einzuschreiten, mal außen vor, so ist doch jede*r der/die Expert*in für sein Kind und weiß, was ihm guttut und was es braucht. Mir persönlich ist dieses Gefühl lange Zeit verlorengegangen, eben auch durch das ungefragte Einmischen von außen (und das sind nicht nur Fremde, das sind vor allem Familienmitglieder – Menschen, die einem wichtig sind).

„Ach, er schläft immer noch nicht durch? Er wird doch bald 2?!“

„Was ihr ihm alles durchgehen lasst! Kein Wunder, dass er so bockig ist, wenn er kein „Nein“ kennt…“

„Er darf das selbst entscheiden? Das überfordert ihn doch nur!“

Ich kann es nur immer wieder sagen: Unsere Kinder sind nicht schwarz-weiß! Ihre Seele beinhaltet alle Farben dieser Welt und genauso vielfältig sind ihre Charaktere. Da KANN es nicht das eine „Normal“ geben! Hört auf zu werten.

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