Gedanken zu „Worte, die in Kindern wohnen“

Die liebe Inke Hummel schrieb neulich einen Beitrag, der mir noch lange nachhing (https://inkehummel.de/worte-die-in-kinder-wohnen). Klar, Eltern sind manchmal genervt, gestresst und Kinder müssen manchmal einfach koopierieren. Trotzdem hing mir die Frage nach, wie das Kind sich in der Situation gefühlt haben muss und so habe ich den Text mal aus Kinderperspektive geschrieben. Mir persönlich hilft es oft, mich in das Kind einzufühlen, um besser auf auf seine Bedürfnisse eingehen zu können.

Liebe Mama,

weißt du eigentlich, wie toll die Welt ist? Siehst du all die kleinen Steinchen hier auf dem Weg? Schau mal, hier! Der ist ganz rund! Oh, und der! Ganz weich beim Drüberfühlen. Warum willst du ihn denn gar nicht mit mir anschauen? Ich will dir doch so gern meine Welt zeigen! Immer soll ich ganz schnell den Weg hinauf, am besten ohne überhaupt nach links und rechts zu schauen, einfach nur geradeaus und mich beeilen.

„Kannst du nicht einmal schneller gehen?“, fragst du. Plötzlich fühle ich mich traurig. Aus meinen Augen rollen große Tränen und ich fühle mich ganz klein. Warum mache ich immer alles falsch? Ich möchte doch nur den Herbst atmen, die Farben der Blätter fühlen, über jeden kleinen Stock hüpfen, der auf dem Weg liegt. „Du spinnst doch“, sagst du und verdrehst die Augen. Irgendwas in mir zieht sich immer ganz doll zusammen, wenn du so bist. Als würdest du Zitronensaft auf mein Herz gießen. Ja, manchmal träume ich vielleicht von mich hin und stolpere dann. Dann fängst du mich in letzter Sekunde auf. Puh, zum Glück bist du da und passt auf mich auf! Du bist doch meine Mama und ich hab dich so lieb. Nimmst du mich in den Arm und tröstest mich? Ich hab mich so erschreckt!

Aber du bist gar nicht so froh darüber, sondern wütend und genervt. „Verdammt, wegen dir wäre ich fast hingefallen.“ Das tut mir leid, Mama, das wollte ich nicht! Ich passe in Zukunft besser auf, ich will dich nicht immer wütend machen, versprochen! Ich gehe ganz schnell und trödele nicht mehr. Bin ich so besser? Mache ich es richtig? „Jetzt nerv‘ nicht schon wieder“, sagst du stattdessen. Aber ich will ja auch gar nicht nerven! Ich will doch nur, dass du mich lieb hast, Mama. Bitte hab mich lieb.

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